kaminfeger

Die Schwarzen Brüder

kaminfeger
Die schwarzen Brüder ist ein Jugendbuch der deutschen Schriftstellerin Lisa Tetzner und ihres Mannes Kurt Kläber.

Das Buch

Das Buch wurde 1940/1941 in zwei Bänden veröffentlicht und erzählt die Geschichte des kleinen Giorgio aus Sonogno im Verzascatal im Kanton Tessin, der als Schornsteinfegerjunge eingesetzt wurde. Lisa Tetzner hatte in alten Chroniken über das Schicksal solcher kleinen Jungen aus dem Verzascatal und anderen Tessiner Tälern gelesen, die in Mailand wegen ihrer geringen Grösse als Schornsteinfegerknaben (italienische Spazzacamini) benutzt worden waren. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden diese Jungen aus wirtschaftlichen Gründen nach Norditalien verkauft. Viele wurden bei gefährlicher Arbeit getötet.

Lisa Tetzner begann den Jugendroman, doch ihr Mann Kurt Held (eigentlich Kurt Kläber) schrieb ihn bis zum Schluss. Da er in der Schweiz nicht als politischer Flüchtling publizieren durfte, wurde das Buch unter dem Namen seiner Frau veröffentlicht. Es war das erste Jugendbuch von Kurt Kläber, der später Die rote Zora und seine Gang unter dem Namen Kurt Held herausgab.

Sonogno

Giorgio wuchs als Kind armer Bergbauern im kleinen Dorf Sonogno auf. Eines Tages bricht sich seine Mutter den Fuss. Da die Familie kein Geld für den Arzt hat, wird Giorgio als Schornsteinfegerjungen verkauft. Antonio Luini, der «Mann mit der Narbe», bringt ihn mit anderen nach Mailand. Während der gefährlichen Reise freundet sich Giorgio mit Alfredo an, der aus einem Dorf in Misox stammt.

In Mailand kommt Giorgio zum Schornsteinfeger Rossi, der unter dem Einfluss seiner hartherzigen Frau steht. Giorgio wird von ihrem Sohn Anselmo gedemütigt und bekommt kaum genug zu essen. Rossi’s kranke Tochter Angeletta gibt ihm hier und da etwas.

Giorgio wird mit anderen Schornsteinfegern befreundet und tritt der Gemeinschaft der «Schwarzen Brüder» bei. Gemeinsam wehren sie sich gegen die Angriffe einer Herde Mailänder Jungen, der «Wölfe».

Giorgios Freund Alfredo stirbt in Mailand an Tuberkulose der Lunge. Bei der Beerdigung versöhnen sich die beiden Gruppen. Später helfen die «Wölfe» Giorgio und ein paar Freunde, in die Schweiz zu fliehen.

Als Giorgio, der durch die rauen Lebensbedingungen bereits geschwächt ist, bei der Arbeit in einer verstopften Feuerstelle fast erstickt, kümmert sich der Tessiner Arzt Dr. Casella um ihn. Er sorgt dafür, dass es Giorgio von nun an besser geht.

Anselmo bestiehlt Giorgio und beschuldigt ihn der Lüge. Ihm wird dann fälschlicherweise vorgeworfen, ein Lügner, Dieb und Einbrecher zu sein. So entkommt Giorgio mit drei Freunden aus Mailand. In Lugano finden Sie bei Dr. Casella Unterschlupf. Er sorgt auch dafür, dass endlich alles in Ordnung ist. Während eines Aufenthalts in Lugano entdeckt Giorgio Antonio Luini. Er wird verhaftet und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Neun Jahre später kehrt Giorgio mit seiner Frau – Alfredos Schwester Bianca – als Lehrerin nach Sonogno zurück.

Das Hörspiel

Für die Hörspielfassung aus dem Jahr 2002 wurde der Text von Heidi Knetsch und Stefan Richwien adaptiert. Es handelt sich um eine Co-Produktion vom Norddeutschem Rundfunk, Bayerischem Rundfunk sowie Radio Bremen. Die Sprach-Interpreten sind Hildegard Krekel, Raiko Küster, Andreas Pietschmann, Horst Mendroch sowie Ulrich Pleitgen – und Christiane Ohaus hat Regie geführt. I  Jahr 2004 erhielt das Hörspiel den Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.

Lisa Tetzner: Die Schwarzen Brüder, Düsseldorf: Patmos 2003, 2 CDs, 104 min, ISBN 978-3-491-24087-2

Die Verfilmungen

1984 (ARD)

1984 wurde Die schwarzen Brüder im Auftrag der ARD verfilmt. Nachfolgend der offizielle Filmbeschrieb und Trailer:

Die packende Geschichte des kleinen Giorgio, der zusammen mit der Bande der «Schwarzen Brüder» das spannendste Abenteuer seines Lebens meistern muss…

Aus Not wird der 12-jährige Junge Giorgio von seinen bettelarmen Eltern Anfang des 19. Jahrhunderts als Kaminfeger verkauft. Er kommt vom Tessin nach Mailand, um dort für Meister Rossi in finstere Kamine zu klettern. Für Giorgio beginnt eine Zeit voller Schikanen und harter Arbeit. Doch eines Tages erfährt er von der Existenz der «Schwarzen Brüder» – eine Bande, in der alle Kaminfegerjungen zusammenhalten, um sich gegenseitig zu helfen und zu beschützen. Giorgio schließt sich ihnen an, doch auch die schwarzen Brüder können ihn nicht vor seinem Schicksal bewahren. Erst als er Dr. Casella kennenlernt, schöpft er wieder Hoffnung und das größte Abenteuer seines Lebens beginnt…

1995 (Japan)

1995 entstand in Japan eine 33-teilige Zeichentrickserie (Anime) im Rahmen des World Masterpiece Theater unter dem Titel Romeo no aoi sora (jap. ロミオの青い空, Romio no aoi sora, wörtlich: „Romeos blauer Himmel“) unter der Regie von Kōzō Kusuba. Unter dem Titel Die schwarzen Brüder wurde diese auch in Deutschland ausgestrahlt.

2012 (DE/CH)

Im Juni 2012 begannen die Dreharbeiten zu einer Neuverfilmung unter der Regie des Schweizers Xavier Koller. Der Film ist eine deutsch-schweizerische Gemeinschaftsproduktion von enigma Film München und Dschoint Ventschr Filmproduktion, Zürich und eine Koproduktion des Bayerischen Rundfunks, gemeinsam mit ARD Degeto, Arte, WDR und NDR und dem Tessiner Fernsehens RSI. Darsteller sind neben anderen Moritz Bleibtreu, Ruby O. Fee, Richy Müller, Waldemar Kobus und Fynn Henkel.

Giorgio lebt mit seiner Familie bescheiden und glücklich in einem Tessiner Bergdorf. Doch da verunfallt seine Mutter und sein Vater hat kein Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Schweren Herzens muss er Giorgio dem «Mann mit der Narbe» übergeben. Dieser bringt ihn zusammen mit anderen Buben nach Mailand, wo sie als Kaminfeger arbeiten sollen. Immerhin ist Giorgio nicht allein: Alfredo teilt das gleiche Schicksal wie er und macht ihm Mut.

Die Rezension von Philippe Zweifel im Zürcher Tages Anzeiger bemängelt, der Film „erinnert in seiner Harmlosigkeit an TV-Produktionen aus den 1980ern wie «Silas» oder «Jack Holborn»“. Der Film erschien 2013.

Die Musicals

Am 31. März 2007 wurde das Musical Die Schwarzen Brüder in Schaffhausen in der Schweiz uraufgeführt (Komposition Georgij Modestov, Text Mirco Vogelsang). Am 22. Juli 2010 hatte eine Openair-Version des Musicals auf der Seebühne am Walensee in Walenstadt Premiere. Im April 2011 wurde die Geschichte in Münsingen als Musical aufgeführt.

Am 7. August 2014 hatte das Musical Die Schwarzen Brüder auf Schloss Bückeburg Deutschlandpremiere, ebenfalls unter der Regie von Mirco Vogelsang. Maite Kelly spielte Frau Rossi. In weiteren Rollen waren Thorsten Tinney, Janko Danailow, Peter Zeug und Conny Braun zu sehen.